Freiheitsgeld (German Edition) by Eschbach Andreas

Freiheitsgeld (German Edition) by Eschbach Andreas

Autor:Eschbach, Andreas [Eschbach, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2022-08-26T00:00:00+00:00


Kapitel 22

Samstag, 29. März 2064

»Du hast dich schrecklich gewälzt heute Nacht«, sagte Kilian beim Frühstück.

Samstags frühstückten sie immer zu zweit. Ole legte Wert darauf, am Samstag auszuschlafen, und kam selten vor elf Uhr zum Vorschein.

»Ja«, sagte Therese, »ich hab schlecht geschlafen. Letzte Nacht auch schon. Mir geht einfach immer noch im Kopf herum, was du von Havelock erzählt hast.« Die Sonne schien, der Wind war abgeflaut, an den wenigen Bäumen, die man vom Fenster ihrer Wohnküche aus sah, kamen schon die ersten Blüten heraus. »Ich muss immer dran denken, wie ich ihn früher ab und zu im Park getroffen habe, als er noch besser zu Fuß war. Hab ich dir mal erzählt, wie er mit der Frau von der Boutique geflirtet hat? Und er hat einen immer gegrüßt.«

»Therese«, sagte Kilian unbeeindruckt, »ich bin mir nicht sicher, dass es nur daran liegt. Man hätte einen Generator an dein Bett anschließen und Strom erzeugen können, so, wie du dich gewälzt hast!«

Sie sah ihn betroffen an. »War es so schlimm?«

»Mir wär’s recht, du würdest dich mal checken lassen«, sagte er. »Nur zur Sicherheit.«

»Zum Arzt? Ach, ich weiß nicht.«

Er sah sie an, mit großen Augen, sagte nichts. Sagte so lange nichts, bis sie seufzte und nachgab. »Also gut, dir zuliebe.«

Der Samstag war so gut wie jeder andere Tag, um sich checken zu lassen, also ging sie gleich nach dem Frühstück los, um es hinter sich zu bringen. Ihr Pod wies ihr den Weg ins nächstgelegene medizinische Zentrum ein paar Straßen weiter, eine relativ kleine Einrichtung mit nur zwei Robo-Docs. Die Einrichtung war in Grün und Blau gehalten, und der große, geflieste Vorraum erinnerte Therese an einen Waschsalon, den sie neulich in einem alten Film gesehen hatte.

Es war wenig los. Zwei Leute warteten, dass sie drankamen, ein älterer Mann, der immer wieder mal heftig in ein Taschentuch hustete, und eine unglücklich dreinblickende junge Frau, fast ein Mädchen noch.

Therese meldete sich mit ihrem Pod an, bekam eine Wartenummer und setzte sich auf einen freien Stuhl. An der Decke hing ein Belüftungsgerät, das leise summte.

Sie beobachtete das Mädchen und fragte sich, was sie wohl herführte, so jung und gesund, wie sie aussah. Vielleicht eine ungewollte Schwangerschaft? Das sollte es ja immer noch geben, obwohl die meisten Frauen eher Probleme hatten, überhaupt schwanger zu werden – ein Erbe der alten Zeit, als man künstliche Hormone unbedacht massenhaft in der Umwelt verteilt hatte.

Auf jeden Fall schien sie Analphabetin zu sein, denn sie ließ sich alle Anschläge an der Informationswand von ihrem Pod vorlesen, und zwar laut. Bis der hustende Mann meckerte, sie solle doch, verdammt noch eins, wenigstens Ohrstöpsel reintun. Das tat sie nicht – vielleicht besaß sie keine –, sondern setzte sich einfach wieder hin und schaute noch unglücklicher drein. Auch als der Mann an die Reihe kam und in dem frei gewordenen Robo-Doc verschwunden war, blieb sie weiterhin sitzen.

Therese war versucht, ein Gespräch mit ihr anzufangen, aber ehe sie sich dazu durchringen konnte, wurde auch die andere Kabine frei, und das Mädchen verschwand darin.

Als der hustende Mann



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